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Der UNRRA/IRO-Friedhof Merxhausen

Dieser 2011 neu gestaltete Friedhof ist die letzte Ruhestätte von 63 Displaced Persons (DPs), die in der Landesheilanstalt Merxhausen zwischen 1946 und 1949 infolge der menschenunwürdigen Lebensbedingungen tödlich erkrankten oder entkräftet starben.

Als DPs bezeichnete man Männer und Frauen, die als Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, Verschleppte, Flüchtlinge usw. wegen nationalsozialistischer Gewalt in Konzentrations-, Arbeits- oder Gefangenenlagern interniert oder vor Verfolgung geflohen waren. Nach Kriegsende gab es allein in Deutschland mindestens 7 Millionen heimatlose Ausländer. Die genaue Anzahl ist derzeit nicht ermittelbar.
Sie wurden von der internationalen Hilfsorganisation UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration) betreut. Anfang 1947 ging die UNRRA in Europa in der Internationalen Flüchtlings-Organisation IRO (Inter­national Refugee Organization) auf. Ihre Aufgabe war die Rückführung und Wiedereingliederung (Repatriierung) von Displaced Persons in ihre Heimatländer.

Zur Behandlung der kranken DPs beschlagnahmte die amerikanische Militärregierung Teile der Landesheilanstalt Merxhausen. Die UNRRA/IRO behandelte hier von Anfang 1946 bis Mitte 1949 mehrere hundert Patienten. In diesem Zeitraum starben 63 heimatlose Ausländer, die man auf einem gesonderten Friedhof bestattete. Sie stammten aus Estland, Griechenland, Jugoslawien, Lettland, Litauen, Polen, der UdSSR, der Ukraine und Ungarn.

Korrigenden

Landstreicher, Bettler, Hausierer und wegen Prostitution verurteilte Frauen kamen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in "Arbeitshäuser/Korrektionsanstalten". Eines wurde 1874 im ehemaligen Kloster Breitenau in Guxhagen gegründet. Dort sollten sie "gebessert", also "korrigiert" werden. In der Realität wurden die Korrigendinnen und Korrigenden dort inhaftiert, gedemütigt und hart bestraft. Im Nationalsozialismus wurden sie als "asoziale Volksschädlinge" kriminalisiert und verfolgt.
Einer von ihnen war Josef Radki (1884 – 1952), der ab 1938 in Breitenau interniert war.
10 bis 20 Männer einer Arbeitskolonne ("Breitenauer Männer") waren in Merxhausen als Gärtner, Waldarbeiter oder Hilfsarbeiter eingesetzt. Radki arbeitete als Heizer im Kesselhaus. Nach Kriegsende blieb er in Merxhausen und arbeitete als Angestellter bis zur Rente im Kesselhaus. Nach seinem Tod sorgte die Familie Alheit/Schmidt für seine Bestattung und übernahm die Grabpflege.

Die Korrigenden von Merxhausen – Waltraud Regina Schmidt berichtet.

Erinnerungen an Josef Radki – Waltraud Regina Schmidt erzählt.